Warum Jira kein Anforderungsmanagement-Tool ist
7.3.2025
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Jiras Grenzen im Anforderungsmanagement
Anforderungsmanagement ist ein vielschichtiger Prozess, der weit über das bloße Sammeln und Verwalten von Anforderungen hinausgeht. Es umfasst die strukturierte Erfassung, Validierung, Nachverfolgbarkeit und fortlaufende Pflege von Anforderungen, um sicherzustellen, dass alle Stakeholder eine gemeinsame Grundlage haben und das Endprodukt den definierten Erwartungen entspricht. Ein professionelles Anforderungsmanagement-Tool (RM-Tool) unterstützt diesen Prozess durch spezielle Funktionen, die in Jira entweder fehlen oder nur mit erheblichen Umwegen realisiert werden können.
Umständliche Verwaltung
Anforderungen in realen Projekten sind selten isolierte Einträge, sondern oft hierarchisch organisiert, mit klaren Abhängigkeiten zwischen übergeordneten und detaillierten Anforderungen. Professionelle RM-Tools bieten hierfür Mechanismen wie Baumstrukturen, Kategorisierungen und semantische Beziehungen zwischen Anforderungen. Jira hingegen arbeitet primär mit einer flachen Listenstruktur, in der Anforderungen als einzelne Tickets existieren. Zwar lassen sich mit Verlinkungen und Workflows rudimentäre Beziehungen abbilden, doch diese sind umständlich zu pflegen und bieten keine native Unterstützung für Abhängigkeitsanalysen oder Versionsvergleiche.
Keine Qualitätsprüfungen
Ein wesentliches Merkmal spezialisierter RM-Tools ist die Fähigkeit, automatisch Lücken, Unklarheiten oder Redundanzen in den Anforderungen zu identifizieren. Sie bieten Funktionen zur Qualitätsprüfung, indem sie beispielsweise fehlende oder widersprüchliche Anforderungen erkennen und Verbesserungsvorschläge liefern. Jira bietet solche Mechanismen nicht. Hier müssen Teams manuell prüfen, ob alle relevanten Anforderungen vollständig und widerspruchsfrei formuliert sind. Dies ist häufig ein ineffizienter und fehleranfälliger Prozess, insbesondere bei großen Projekten.
Eingeschränkte Nachverfolgbarkeit
Ein zentrales Prinzip des Anforderungsmanagements ist die lückenlose Traceability, also die Verknüpfung von Anforderungen mit Testfällen, Designdokumenten, Implementierungsschritten oder regulatorischen Vorgaben. Ohne diese Rückverfolgbarkeit wird es schwierig, Änderungen nachzuvollziehen oder nachzuweisen, dass eine bestimmte Anforderung korrekt umgesetzt wurde. In Jira lässt sich dies zwar mit manuellen Links und Plugins realisieren, jedoch ist die Funktionalität nicht nativ integriert. Ein professionelles RM-Tool hingegen bietet automatische Traceability-Analysen, die jederzeit eine vollständige Übersicht über die Beziehungen zwischen Anforderungen und deren Umsetzung liefern.
Begrenzte Versionierung
Anforderungen ändern sich im Laufe eines Projekts zwangsläufig, sei es durch neue Kundenanforderungen, geänderte Marktbedingungen oder technische Restriktionen. Ein RM-Tool stellt daher Mechanismen zur Versionierung und Änderungsverfolgung bereit, sodass jederzeit nachvollziehbar ist, wer wann welche Anforderung geändert hat. In Jira gibt es zwar eine Änderungsverlaufsfunktion für einzelne Tickets, doch ein echtes Versionierungssystem für Anforderungen fehlt. Änderungen müssen daher oft manuell dokumentiert oder über externe Lösungen nachgehalten werden, was schnell zu Inkonsistenzen führen kann.
Mangelnde Dokumentation und Reports
Ein weiterer essenzieller Bestandteil des Anforderungsmanagements ist die strukturierte Dokumentation, die den Stakeholdern verständliche und aussagekräftige Reports liefert. Während spezialisierte RM-Tools Funktionen zur automatischen Generierung von Lastenheften, Spezifikationen oder Änderungsprotokollen bieten, ist Jira primär auf agile Boards und Ticket-Verwaltung ausgerichtet. Zwar können über Confluence und zusätzliche Add-ons Berichte erstellt werden, doch dies erfordert zusätzlichen Aufwand und ist nicht so integriert und automatisiert wie in dedizierten RM-Tools.
Warum Confluence erst recht kein RM-Tool ist
Neben Jira wird auch Confluence häufig für das Anforderungsmanagement verwendet. Confluence ist ein leistungsstarkes Wiki-Tool, das für die Dokumentation und Zusammenarbeit entwickelt wurde und eine flexible Plattform für die Erstellung und Verwaltung von Inhalten bietet. Doch genau diese Flexibilität ist auch seine größte Schwäche, wenn es um strukturiertes Anforderungsmanagement geht. Während sich Confluence hervorragend für Meeting-Protokolle, Wissensdatenbanken oder interne Richtlinien eignet, fehlen ihm essenzielle Funktionen, die für ein professionelles Anforderungsmanagement notwendig sind.
Keine strukturierte Verwaltung
Confluence basiert auf einer einfachen Seitenstruktur. Für Anforderungen bedeutet das jedoch lediglich eine lose Sammlung von Seiten und Abschnitten, die keine echte Hierarchie oder strukturierte Verknüpfung zwischen übergeordneten und abgeleiteten Anforderungen ermöglicht. In einem RM-Tool hingegen lassen sich Anforderungen systematisch in Baumstrukturen oder Kategorien einordnen, um Abhängigkeiten und Beziehungen transparent darzustellen. In Confluence müssen solche Strukturen manuell gepflegt werden, was schnell unübersichtlich und fehleranfällig wird.
Eingeschränkte Traceability
Ein zentraler Aspekt des Anforderungsmanagements ist die durchgängige Nachverfolgbarkeit (Traceability), die es ermöglicht, Anforderungen mit Testfällen, Entwicklungsaufgaben oder regulatorischen Vorgaben zu verknüpfen. In Confluence gibt es keine nativen Mechanismen für eine solche Rückverfolgbarkeit. Zwar lassen sich Seiten untereinander verlinken, doch das ist nicht mit der systematischen Traceability eines RM-Tools vergleichbar, in dem Anforderungen automatisch mit relevanten Artefakten verknüpft und Änderungen sofort nachvollziehbar gemacht werden. In Confluence bleibt diese Aufgabe eine manuelle und fehleranfällige Angelegenheit.
Begrenztes Änderungsmanagement
Confluence bietet zwar eine Versionshistorie für einzelne Seiten, die es erlaubt, frühere Versionen wiederherzustellen, doch ein echtes Änderungsmanagement für Anforderungen fehlt. In professionellen RM-Tools gibt es Funktionen zur gezielten Verwaltung von Anforderungsänderungen, die es ermöglichen, Unterschiede zwischen Versionen direkt zu vergleichen und Auswirkungen auf andere Anforderungen zu analysieren. In Confluence müssen solche Änderungen entweder händisch dokumentiert oder durch separate Vermerke nachgehalten werden, was eine ineffiziente Lösung für komplexe Projekte ist.
Keine Konsistenzprüfungen
Gute RM-Tools bieten intelligente Mechanismen zur Sicherstellung der Anforderungsqualität. Sie erkennen unklare Formulierungen, doppelte Einträge oder widersprüchliche Anforderungen und helfen, diese zu bereinigen. Confluence hingegen bietet keinerlei Funktionen zur automatischen Analyse oder Verbesserung der Anforderungsqualität. Jegliche Überprüfung muss von den Nutzern selbst vorgenommen werden, was insbesondere in großen Projekten schnell zu inkonsistenten und unvollständigen Anforderungsdokumenten führt.
Während Jira bereits erhebliche Einschränkungen im Anforderungsmanagement aufweist, ist Confluence noch weniger dafür geeignet. Wer Anforderungsmanagement ernst nimmt, sollte daher nicht versuchen, Jira und Confluence als RM-Tool zweckzuentfremden. Stattdessen sind spezialisierte Werkzeuge sinnvoll, die genau auf die Bedürfnisse eines professionellen Anforderungsmanagements zugeschnitten sind.
Warum Unternehmen trotz allem Jira & Confluence nutzen
Trotz der offensichtlichen Schwächen von Jira und Confluence im Bereich des Anforderungsmanagements setzen viele Unternehmen weiterhin auf diese Tools. Die Gründe dafür erscheinen auf den ersten Blick sinnvoll, sind jedoch bei genauerer Betrachtung ebenso problematisch.
Bereits vorhanden
Viele Unternehmen nutzen Atlassian-Produkte für ihre Softwareentwicklung und haben Jira und Confluence bereits in ihre IT-Landschaft integriert. Dadurch entsteht der Druck, bestehende Tools auch für angrenzende Disziplinen wie das Anforderungsmanagement zu verwenden, anstatt in spezialisierte Software zu investieren. Auf den ersten Blick spart das Kosten und reduziert den Schulungsaufwand – doch in der Praxis führt es oft zu ineffizienten Workflows, umständlichen Workarounds und inkonsistenten Anforderungen, da die Kernfunktionen eines echten RM-Tools fehlen.
Scheinbare Flexibilität durch Plugins
Atlassian bietet über seinen Marketplace eine Vielzahl von Plugins und Erweiterungen an, die Jira und Confluence um RM-Funktionalitäten ergänzen sollen. Diese Plugins versprechen Verbesserungen bei der Strukturierung, Traceability und Dokumentation von Anforderungen. Allerdings gibt es hierbei zwei große Herausforderungen: Erstens sind viele dieser Erweiterungen kostenintensiv und kaum günstiger als vollwertige RM-Tools. Zweitens integrieren sich die Plugins nicht immer nahtlos in die Atlassian-Architektur, was zu Komplexität und Inkompatibilitäten führt. Zudem entsteht oft eine Abhängigkeit von Drittanbietern, die Updates oder Weiterentwicklungen nicht garantieren können.
Das agile Missverständnis
In vielen agilen Teams herrscht die Meinung, dass klassisches Anforderungsmanagement in agilen Prozessen überflüssig sei. Statt detaillierter Spezifikationen sollen Anforderungen inkrementell in Form von User Stories erfasst und in regelmäßigen Iterationen weiterentwickelt werden. Während dieser Ansatz für viele Softwareprojekte funktioniert, bedeutet er nicht, dass strukturiertes Anforderungsmanagement komplett überflüssig ist. Auch in agilen Projekten müssen Anforderungen konsistent verwaltet, nachvollziehbar dokumentiert und sinnvoll priorisiert werden. Jira und Confluence unterstützen zwar agile Methoden, aber nicht die notwendige Nachverfolgbarkeit und Qualitätssicherung, die auch in agilen Entwicklungsprozessen notwendig sind.
Unzureichendes Bewusstsein
Viele Unternehmen setzen sich nicht systematisch mit den Herausforderungen eines professionellen Anforderungsmanagements auseinander. Sie nehmen an, dass eine einfache Sammlung von Anforderungen ausreicht, um ihre Projekte effizient zu steuern. Doch in der Praxis fehlen dann wichtige Aspekte wie Versionierung, Änderungsmanagement oder Qualitätsprüfungen, was zu Unklarheiten und Fehlern führt. Häufig merken Unternehmen erst spät, dass spezialisierte RM-Tools ihnen erheblich mehr Nutzen bringen könnten, sei es durch eine bessere Strukturierung, automatisierte Qualitätskontrollen oder eine nahtlose Nachverfolgbarkeit von Anforderungen über den gesamten Entwicklungszyklus hinweg.
Die bessere Alternative
Auf den ersten Blick scheint es naheliegend, bestehende Software für möglichst viele Anwendungsfälle zu verwenden, anstatt in neue Lösungen zu investieren. Doch diese Entscheidung basiert oft auf pragmatischen, aber auch problematischen Annahmen, die langfristig zu ineffizienten Prozessen und Qualitätsverlusten führen können.
Jira ist ohne Frage ein leistungsfähiges Tool, aber kein echtes Anforderungsmanagement-Werkzeug. Und Confluence erst recht nicht.
Tools wie reqSuite® rm, IBM DOORS oder Jama Connect wurden hingegen gezielt für professionelles Anforderungsmanagement entwickelt und bieten wesentliche Funktionen, die in Jira und Confluence fehlen. Diese Tools ermöglichen ein systematisches Anforderungsmanagement, das sowohl in klassischen als auch in agilen Entwicklungsprozessen klare Vorteile bietet.
Eine durchdachte Tool-Landschaft, in der ein spezialisiertes RM-Tool mit Jira kombiniert wird, bietet entsprechend eine nachhaltige Lösung, die den gesamten Entwicklungsprozess optimal unterstützen kann. Dadurch können beide Systeme ihre jeweiligen Stärken ausspielen und die Vorteile beider Welten kombinieren:
- Jira bleibt für Aufgabenmanagement und Bug-Tracking zuständig, sodass Entwickler weiterhin mit den gewohnten agilen Methoden arbeiten können.
- Das RM-Tool übernimmt die strukturierte Verwaltung der Anforderungen, sorgt für deren Nachverfolgbarkeit und ermöglicht eine fundierte Versionskontrolle.
Die Sorge vor hohen Kosten, langen Implementierungsphasen oder aufwendigen Schulungen ist im Übrigen unbegründet. In der Praxis zeigt sich, dass die Kombination eines spezialisierten RM-Tools mit Jira einfacher und kosteneffizienter ist, als sich mit den Einschränkungen und Workarounds von Jira und Confluence herumzuschlagen. Moderne RM-Tools bieten außerdem Standard-Schnittstellen, mit denen sich Anforderungen nahtlos mit Jira-Tickets verknüpfen lassen.
Unternehmen, die diesen Schritt gegangen sind, berichten oft von einer deutlich besseren Transparenz und Qualität im Anforderungsmanagement. Die höhere Nachverfolgbarkeit, reduzierte Fehlerquote und Zeitersparnis übersteigen den anfänglichen Einrichtungsaufwand bei Weitem. Statt mühsam eine ineffiziente Tool-Nutzung zu verteidigen, lohnt es sich, eine nachhaltige Lösung zu implementieren, die langfristig für mehr Produktivität sorgt.
Zeit für eine Lösung
Nutzt Du Jira oder Confluence für das Anforderungsmanagement? Dann frag Dich, ob das wirklich die beste Lösung ist. Spezialisierte RM-Tools machen Dein Anforderungsmanagement strukturierter, sorgen für bessere Nachverfolgbarkeit und erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Business- und Entwicklungsteams. Hol Dir eine professionelle Lösung, die Dich wirklich weiterbringt – vereinbare jetzt einen Termin!
Du willst wissen, wie JIRA und reqSuite® rm optimal zusammenspielen können? In diesem Beitrag zeigen wir Dir praxisnah, wie sich Anforderungen strukturiert in reqSuite® rm dokumentieren lassen und daraus automatisch Entwicklungsaufgaben in JIRA entstehen – inklusive bidirektionaler Synchronisation und methodischer Best Practices.
Über den Autor

Dr. Sebastian Adam
Geschäftsführer & Mitgründer
Dr. Sebastian Adam beschäftigt sich seit über 20 Jahren intensiv mit Anforderungsmanagement. Sein Wissen und seine Erfahrung machen ihn zu einem anerkannten Experten, wenn es um die Herausforderungen und Best Practices in diesem Bereich geht. 2015 gründete er die OSSENO Software GmbH, um Unternehmen dabei zu helfen, ihr Anforderungsmanagement einfacher, effizienter und zukunftssicher zu gestalten. Mit reqSuite® rm, der von ihm entwickelten Software, hat er eine Lösung geschaffen, die Unternehmen dabei unterstützt, Anforderungen strukturiert zu erfassen, zu verwalten und nachhaltig zu verbessern. Sein Anspruch: Praxistaugliche Methoden und moderne Technologien zusammenbringen, um Unternehmen wirklich weiterzuhelfen.
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